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Winterreise nach Irkutsk Februar 2011

 

Bericht und Fotos von D. Feldmaier

 

Ohne von einander zu wissen hatten Monika M. und ich denselben Wunsch, nach mehreren Besuchen im Sommer, nun auch mal Sibirien im Winter zu erleben. Sie plante ihre Reise zusammen mit Katrin B., welche zuvor schon 6 Jahre als Lehrerin in Irkutsk arbeitete. Der unwahrscheinliche Zufall wollte es, dass wir alle den 4. Februar als Hinflugsdatum über Moskau nach Irkutsk gebucht hatten und uns schließlich zufällig im Flugzeug trafen. Katrins junger Neffe Pascal war ein weiterer netter und hilfsbereiter Begleiter.

In Irkutsk wurden wir von unseren Gastfamilien und Freunden, insgesamt ein Dutzend Personen, herzlich begrüßt und in Empfang genommen.

Ich wohnte zuerst bei Shenja und Ira M. Am Nachmittag machten wir einen Stadtbummel bei moderaten – 8° C und sammelten erste Eindrücke vom winterlichen Irkutsk und seinen vielen Freizeitmöglichkeiten. Am besten lasse ich die Fotos sprechen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für mich folgten 3 Tage Listwjanka im Landhaus von Igor S. mit Besuch des Architektur- und Ethnografie-Museums in Talzy, des Skigebiets am Pik Tscherskovo, eine Hundeschlittenfahrt und eine Fahrt auf dem Eis nach Bolschije Koty, das einige unserer Mitglieder von einer Bootsfahrt im Sommer kennen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Abend des 8. Februar waren wir von der Russisch-Deutschen Gesellschaft eingeladen ins Europäische Haus zu einer Versammlung mit Musik und Folklore-Darbietungen junger Schülerinnen und einem russischen Imbiss. Dort kamen auch wir Deutschen wieder zusammen und es gesellte sich Julian hinzu, ein Lehramts-Praktikant der Universität Freiburg, der gleichzeitig mit uns in Irkutsk ankam und anschließend 3 Monate Deutschunterricht im Lizeum Nr. 3 gibt.

 

 

 

 

 

 

 

Die nächsten 2 Tage war ich mit Igor S. und Shenja M. unterwegs nach Arschan in den Ostsajanen. Außerdem war immer Igors Freund dabei, um einen Videofilm über unsere Exkursionen zu drehen, mit dem Ziel, mehr Leute für eine Winterreise nach Sibirien zu gewinnen. Wir fuhren also nach Sludjanka an der Südwestecke des Baikal und weiter nach Westen über die Grenze Burjatiens. Sie war früher einmal die Grenze zwischen dem Chinesischen und Russischen Kaiserreich. Dort war es zum 1. Mal so furchtbar kalt, dass meine Kamera streikte. Die Lama-Pagoden konnte ich gerade noch aufnehmen. Die Kühe auf der Straße und in der Steppe hatten ein langes Fell und Eiszapfen am Maul. Wir übernachteten im Hotel Sagaan Dali, das renoviert wird und demnächst einige hochmoderne Zimmer bietet. Nächsten Tag besuchten wir den Lama-Tempel, wo wir einer tibetischen Zeremonie beiwohnen konnten und wanderten auf der zugefrorenen Kyngirga durch die Schluchten hinauf bis zu den Wasserfällen. Danach nahmen wir ein Bad in der Thermalquelle von Shemtschug bei – 12 ° Außentemperatur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Tag fuhr Igor alle Deutschen und einige Freunde, wie den tatarischen Bardensänger Renat und die für den abgelegenen Ort Shumak zuständige Tourenführerin Katja, mit seinem Kleinbus übers Eis auf die Insel Olchon. Unterwegs gibt es einige schamanische Kultstätten, an denen wir die für die Geister des Baikal notwendigen Zeremonien absolvierten. Das über 1 m dicke Eis war für eine Tragkraft von 10 t ausgewiesen. Wir übernachteten in Nikitas Feriensiedlung, um dann zu Eisfischern zu fahren auf dem Kleinen Meer in Höhe vom Kap Choboi (Nordkap von Olchon). Die Eisformationen sowohl auf dem See als auch an den Felsen waren überwältigend schön. An den großen Plattengrenzen entstand auf einmal Donner. Wir Fußgänger entfernten uns mit einem mulmigen Gefühl. Auch Igor parkte das Fahrzeug schnell weiter weg. Zuletzt auf der Rückfahrt zischte das Eis und wir waren froh, wieder ans Festland zu kommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die letzten 3 Tage verbrachte ich bei Sascha und Irina P. Meine deutschen Reisegefährten hatten schon den Rückflug angetreten. Wir machten eine Führung durch das Uhrenmuseum in Angarsk. Auf dem Rückweg besuchten wir Shenja und Alla A., die gerade mit dem Innenausbau ihres Hauses beschäftigt waren und mit uns Schaschlik und Glühwein verkosteten. Die Exkursion ging weiter an das Südost-Ende des Baikal. Dort besuchten wir die „warmen Seen“ bei Vydrino und das Skigebiet Sobolinaja. Dann ging auch für mich eine fantastische Reise zu Ende. Wie immer haben unsere Freunde alles ihnen Mögliche getan, uns die legendäre russische

Gastfreundschaft genießen zu lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als erfahrener Welt- und Sibirienreisender muss ich gestehen, dass ich Tage gebraucht habe, mich an den Zauber des Winters am Baikal zu gewöhnen. Es ist mir klar geworden, welch tiefen Einfluss der Winter mit seiner Schönheit, aber auch mit seiner Härte und Dauer auf die russische Seele nimmt.

Aber dann habe ich mich an die Normalität gewöhnt:auch bei – 20° oder – 30°C zwitschern die Spatzen im Hof,bieten die Marktfrauen auf der Straße Fisch, Eingemachtes und Stricksachen an,weiden Pferde und Kühe auf der verschneiten Steppe,springt selbst ein Diesel an nach kurzem Orgeln,nur fotografieren kann man nicht lange, nach 4 – 5 Minuten versagt die Kamera mitsamt der rechten Hand!

© D. Feldmaier

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